Sonntag, 8. April 2007

Filmtip: The Village

Endlich mal gesehen und für sehr anschauenswert befunden. Und da ich grade etwas schreibfaul bin, klau ich einfach mal frech aus ein/zwei Beiträgen aus dem zugehörigen Thread im splashmovies-Forum, ich entspoilere hie und da nur etwas:

Bot "The Sixth Sense" noch einen erstklassig inszenierten, aber dennoch auch für den Durchschnittskinogänger leicht goutierbaren Thriller mit Gruselelementen, so entfernte sich Shyamalan mit jedem seiner nachfolgenden Film immer ein Stückchen weiter von diesem Idealbild eines massentauglichen Kassenmagneten. Den vorläufigen Schlußpunkt dieser Entwicklung stellt nun "The Village" dar, bei dem der Regisseur sichtlich mehr Wert auf eine Geschichtenerzählung nach seinem Gusto legt, als die Erwartungen des "gewöhnlichen" Publikums zu befriedigen (dies wird schon zu Beginn deutlich, als das merkwürdig anmutende Leben im Dorf gezeigt wird; bei einigen Dialogen wähnte ich mich bei dem Besuch einer Theatervorstellung oder in einem europäischen Independentstreifen (so stelle ich mir eigentlich den von mir leider noch nicht gesehenen "Dogville" vor)). Da aber so nur selten die Kinokassen zum Klingeln gebracht werden können, begleitet eine gewaltige Werbekampagne "The Village", die ihn eindeutig als Horrorfilm ausweist. Das Problem bei der Sache: Der von den Medien so vollmundig als Gruselschocker beworbene Film sieht sich nun mit Zuschauern konfrontiert, die genau dies erwarten und keine Akzeptanz und Sehbereitschaft für ein Werk jenseits der obligatorischen Genreschubladen aufbringen. Das Ergebnis lässt sich in diversen Filmforen begutachten: Massenweise schlechte Kritiken von Leuten, die dem Film ihre eigene falsche Erwartungshaltung zum Vorwurf machen und ihm daraus einen Strick drehen. "The Village" ist eben kein reines Vehikel um eine Vielzahl von Schockmomenten in einem überraschenden Finale münden zu lassen, sondern verbindet auf geschickte Weise verschiedene Genres, um sie zu einem einzigen großartigen Werk zu verknüpfen.

Wer sich auf den Film einlässt, wird in eine ganz eigene Welt entführt, die mal märchen- und dann wieder alptraumhaft anmutet. Die stets vorhandene, unterschwellige Bedrohung, dieses ständige Gefühl des Beobachtetwerdens durch die häufigen Kameraeinstellungen aus Türen, Fenstern und dem Dickicht des Waldes heraus, erzeugen eine beklemmende und äußerst spannende Atmosphäre, die durch die spärlich eingesetzten Schreckmomente noch verstärkt wird. Das erstklassige Schauspielerensemble (allen voran die hervorragende Performance von Bryce Dallas Howard), der wunderbare Soundtrack (die Violinistin wird nicht umsonst als erste im Abspann erwähnt) und die beeindruckenden Bilder tun ihr übriges, um den Zuschauer an den Kinosessel zu fesseln. Die erstklassige Soundanlage des Kinos sorgte zudem noch für das rechte Gruselflair. Teilweise fühlte ich mich wirklich wie mitten im Wald stehend.

Das Ende fand ich zwar gelungen, es hat mich aber zugegebenermaßen nicht wirklich überrascht, denn spätestens *meep*, hatte ich genau diese *meep* erwartet. Glücklicherweise lebt der Film aber nicht von dieser Wendung allein (auch wenn anscheinend viele Kinogänger nur noch in Erwartung eines solchen Twists bei einem Shyamalan in die Vorstellung gehen), sondern kann auch als sozialkritisches Drama und zauberhafte Liebesgeschichte garniert mit einer unheimlichen Grundstimmung überzeugen. Ich habe den Besuch jedenfalls nicht bereut und im Nachhinein wächst "The Village" sogar noch und lässt ihn mich derzeit qualitativ ein ganzes Stückchen über "Signs" einordnen.

Besonders die wunderbar ruhige Inszenierung mit ihrer angenehm niedrigen Schnittfrequenz finde ich noch erwähnens- und lobenswert; so etwas liegt mir einfach mehr als die Videoclipästhetik moderner Actionfilme (der im Vorfeld gezeigte Trailer zu "Riddick" mit seinem penetranten Dauerstakkato an Bildern hat dies noch einmal in aller Deutlichkeit gezeigt). Vielleicht werde ich allmählich einfach alt.


Fazit: Ein schöner Film von einem Künstler, der es versteht, mich mit seinem einzigartigen Stil immer wieder in seinen Bann zu ziehen und der mich schon jetzt gespannt auf das nächste Werk von ihm warten läßt. Ein weiterer Volltreffer in der Filmographie dieses Ausnahmeregisseurs.

(von Vampire Hunter D)

hier mal noch eine eher schlechtere Meinung:

Und zu The Village: Gut möglich, dass mein Hauptproblem war, mich nicht auf den Film einlassen zu können. Ich nehme zwar Gesamt-Atmosphären durchaus wahr, war aber noch nie ein Mensch, der sich leicht in das Seelenleben von Filmfiguren einfühlen konnte und wollte. Besonders bei leidenden Personen (zumal fiktiven) stellt sich bei mir oft sehr schnell eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Schicksal ein. Das ist natürlich sehr bedauerlich (vor allem für mich selbst, da ich als Folge dessen viele Filme und TV-Serien nicht genießen kann), lässt sich aber nicht ändern. So bleiben für mich bei Filmen oft nur der Plot sowie die visuelle Gestaltung übrig. Dass ersterer mir nicht genügte, habe ich ja oben schon dargelegt. Und ich habe auch der visuellen Komponente von The Village leider nicht viel abgewinnen können: Das Wäldchen neben dem Haus meiner Großeltern sah genauso aus wie das Gehölz im Film, das haut mich also nicht vom Hocker, und ich fand den Gelbton der Schutzumhänge ganz scheußlich. Obendrein habe ich spätestens seit Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs eine ausgeprägte Abneigung gegen rotgeheulte Augen auf der Leinwand entwickelt - und Ivy hatte leider ab der Veranda-Szene mit Lucius fast permanent genau diese. Aus all diesen Gründen kam mir z.B. ihr *meep* auch viel zu lang vor.

(von Lost Johnny)

Joah, da liegt der Hase im Pfeffer. Wie schon bei "Lady in the Water" (wobei "schon" das falsche Wort ist, immerhin ist der später gedreht worden), setzt der Film zwingend voraus, daß man sich auf die Situation einlässt. Kann ich offenbar recht gut, ich fand den Film nämlich genauso klasse wie der Vampirjäger. Wer die ganze Zeit im Hinterkopf behält, daß da unbedingt ein Shyamalan'scher Twist drin sein muß und nach irgendwelchen Hinweisen sucht, beraubt sich des Genusses eines intensiven Films, der sich eben mal nicht um solch einen dreht, wennauch einer drin ist. Lady in the Water hat den dann ja konsequenterweiser ganz weggelassen, hier waren die Kritiken (wohl deswegen) zum Teil noch vernichtender, obwohl ich auch den ziemlich gut fand. Und Schuld ist die elende Vermarktung, wer damals die Trailer gesehen hat mit Monstern und Wald und Schreck und Hui, der ist einfach auf dem falschen Dampfer.

Nach The Village versteh ich auch, wieso alle (also natürlich die, die den Film insgesamt auch gut fanden) so hin und weg von der Newcomerin Bryce Dallas Howard waren. Als Lady in the Water fand ich sie zwar ganz okay, aber nicht überragend (was natürlich daran liegen kann, daß sie ab einem gewissen Punkt der Handlung gar nicht mehr wirklich mitspielt), hier war sie einfach klasse, von der möchte ich mehr sehen. Sehr schöner Film, hätt ich auch gerne auf der großen Leinwand erlebt.

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