Sonntag, 4. Dezember 2005

FAZ-Comic Klassiker #4: Die Fantastischen Vier


Sinnvollerweise ist Band 4 der Reihe den Fantastischen Vier (desweiteren nur noch als FV bezeichnet) gewidmet, "Marvel's First Family". Ja, die waren eher da als Smudo und Co ;). Hier kann ich wieder etwas mehr schreiben als bei den Peanuts und Eisenherz, und ich werde auch hier versuchen, ein paar Hintergründe zu den einzelnen Geschichten sowie den vermutlichen Auswahlgrund zu vermitteln.

Erstmal aber ein paar Dinge vorneweg. Das Vorwort. Naiverweise erwartete ich ja ein Vorwort ähnlich jenem des Superman-Bandes, mit etwas Information zur Figur, den Schöpfern usw. Herr Bahners (der auch schon das Vorwort zu den Peanuts schrieb) präsentiert uns hier aber einen so abgehobenen Schrieb, daß ich mich geradezu durchquälen musste. Ich bilde mir ja nun doch ein, einigermaßen bewandert in den US-Mainstream-Comics der beiden großen Verlage Marvel und DC zu sein und schrecke auch vor etwas "gehobenem" Niveau in der Schriftsprache nicht zurück. Trotzdem war mir das Vorwort mindestens 2 Ebenen zu hoch. Der Ansatz, die FV als Superhelden des "Jetzt" zu charakterisieren, mag ja durchaus gerechtfertigt sein (immerhin hat es Meister Kirby selber so gesagt), aber das über 10 Seiten auszuwalzen und dabei mit Sätzen wie "Der Allmachtstraum des verrückten Wissenschaftlers konnte sich erfüllen durch Rückführung der Schöpfung in den Zustand der Formlosigkeit." um sich zu werfen... man möchte meinen, jede Ausgabe der FV wäre rin Meisterwerk der Weltliteratur, das über 50 Ebenen interpretiert werden kann. Und das finde ich dann doch ein Mü zu hoch gegriffen. Aber wahrscheinlich bin ich bloß zu blöd, das alles zu verstehen. Allerdings dürfte das dann die Zielgruppe der Reihe auch sein.

Wer das Vorwort toll fand, wird von der ersten Geschichte (Fantastic Four #1, 1961) sicherlich fürchterlich enttäuscht sein, denn wir befinden uns im herrlichsten Silver-Age oder von mir aus auch dem "Marvel-Age", wie es von Stan Lee gerne bezeichnet wird, der Comics. Die FV werden heute zusammen mit Spider-Man als DIE Vorreiter des sog. "Marvel-Way" angesehen, da sie die ersten "menschlichen" Superhelden waren, etwas, das den Verwandten bei DC damals noch fehlte. Die FV verfügen nicht nur über fantastische Kräfte, sie sind auch eine Familie mit all ihren Problemchen, auf die ich später noch zu sprechen komme. Ich muss ja zugeben, daß die Entstehungsgeschichte der Vier etwas dämlich anmutet, aber die Käuferschaft damals muss es geliebt haben. Menschen wie Du und ich fliegen mal eben ins All und bekommen durch böse Strahlung Kräfte, die den vier Elementen entsprechen. Schon in der ersten Geschichte bemerken wir auch, daß die FV keinen Hehl aus ihren Identitäten machen (womit sie ziemlich alleine dastehen im Marvel-Universum und ihnen schon dicke Probleme eingebracht hat). Moleman ist allerdings einer der bescheuertsten Bösewichte ever, getoppt nur noch von Stilt-Man (einem Gegner Daredevils).

Schon in der nächsten Geschichte (ich definiere mal frech die 4 Geschichten aus FF #48-#51 von März bis Juni 1966 als eine) bekommen wir einen der größten und wichtigsten "Schurken" des Marvel-Universums präsentiert: den Weltenverschlinger Galactus (der hier bei seinem ersten Auftritt noch ein echter Zwerg ist). Galactus brachte dem Marvel-Universum nicht nur seine erste kosmische Über-Gefahr, in die sich sogar der sonst so Prime-Directive-freudige Uatu der Wächter einmischte, sondern auch die "kosmische Heulboje", den Silver Surfer, der später seine eigene Serie bekam. Überhaupt werden wir bombardiert mit einer Unmenge von Charakteren, allesamt tatsächlich wichtige Freunde und Gegner der FV - dürfte einer der Auswahlgründe sein, natürlich neben des Kultstatus dieser Geschichte. Da haben wir die Gruppe der Inhumans, Johnnys Studienkumpel Wyatt Wingfoot und natürlich die blinde Alicia Masters, die Freundin des Ding. Neben der Abwendung der drohenden Gefahr durch den "Devourer of Worlds" merkt die Leser, was die FV noch so beschäftigt: Sue ist unzufrieden mit Reed, der nur am Arbeiten ist, Johnny leidet unter seiner Berühmtheit und Ben kommt sich wegen seines Äußeren ungenügend für Alicia vor. Genau diese "Alltagsprobleme" sind es, die den Erfolg der FV ausmachten. Und das herrliche Gepöbel zwischen Johnny und Ben ist bis heute geblieben.

Die nächsten drei Geschichten (FF #236,246,247 von 1981 und 82 - nicht 86, wie fälschlicherweise im Inhaltsverzeichnis geschrieben) befassen sich mit einem anderem Gegner: Doctor Doom. Der latverianische Despot und frührere Studienkollege Reed Richards' ist selbsterklärte Erz-Nemesis der F4 und der Inbegriff des klischeeigen Evil Overlord schlechthin. Arrogant und überheblich spielt er lieber mit seinen Opfern, anstatt sie einfach mal abzuknallen, wie man an der Geschichte um die Mini-Stadt erkennen kann. Nichtsdestotrotz müssen sich die Vier im dritten Teil mit ihm verbünden, um ein größeres Übel zu bekämpfen. Auch die Feindschaft zu Doom dauert bis zum heutigen Tage an, sooft der Monarch auch schon besiegt war... (auch etwas, das man schön in diesen Geschichten sieht, der bleibt NIE besiegt).

Die letzte Geschichte aus Fantastic Four (Vol. 3) #35 und 36 aus dem Jahre 2000 (und wieder falsch im Band, dort steht 2002) katapultiert uns die Gegenwart. Viel hat sich allerdings gar nicht geändert, zumindest nicht, was den Umgang der Vier untereinander betrifft. Sicherlich wurde diese Geschichte nicht wegen der Handlung um Diablo (noch so ein IMO recht armseliger Gegner, der hier allerdings erstaunlich "gut" zurande kommt) ausgewählt, sondern aufgrund der Nebenhandlung um den Verkauf der Patente. Die FV wohnten nach ihrer Rückkehr aus der Parallelwelt, die ihr Sohn Franklin für sie und weitere Helden des Marveluniversums (wie die Rächer und den Hulk) geschaffen hatte, nachdem sie offenbar im Kampf gegen Onslaught starben (ein tödliches Monster, entstanden aus dem Geist Professor Xaviers und Magnetos, in meinen Augen das letzte gut geschriebene Mega-Crossover im Marvelverse... aber ich schweife wieder mal ab) nicht mehr im Baxter Building (welches von den Thunderbolts zerstört wurde), sondern an Pier Vier, einer umgebauten Lagerhalle im Hafen. Schön zu sehen ist an der Geschichte auch, daß Helden wie Spider-Man und Daredevil gleich um die Ecke wohnen und man so ein "geschlosseneres" Universum vorfindet, was bei DC allerdings seit langem auch so ist.

Schade, daß es keine Ausgabe von "4", der recht neuen Zweitserie der Vier unter dem Sublabel "Marvel Knights" in den Band geschafft hat. MK4 ist IMO die bessere FV-Serie, da sie sich noch mehr auf den persönlichen Aspekt der Helden bezieht, während sie in der eigentlichen Serie im Moment eher fantastische Abenteuer im Weltraum und fremden Dimensionen erleben. Bis auf die Galactus-Story kannte ich auch alle Geschichten aus früheren Marvel-Deutschland-Publikationen, aber damit muss man halt rechnen ;o). Ich persönlich fand den Superman-Band interessanter (nicht zuletzt wegen dem sinnvolleren Vorwort), nichtsdestotrotz bietet dieser Band einen guten Schnitt durch die Abenteuer der wohl wichtigsten Superheldenfamilie ( Nein, nicht die Incredibles. :)) und liest sich "fantastisch".

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Klasse, vielen Dank.
Ich hab grad verzweifelt versucht eine Inhaltsangabe für diesen Band im Netz zu finden.
Werd jetzt auf das gute Stück verzichten, da ich fast alles bereits habe, die letzte Geschichte ist mir jedoch nicht ganz klar.
Ist das die erste "Heroes Reborn" oder die erste nach dem furchtbaren Reborn-Zyklus?
Wie auch immer, ich werd jetzt mal ein wenig durch den Blog stöbern, hab grad kurz Supreme gesehen, das sah schon recht interessant aus - ist hier eigentlich noch was los? :)

Gruß Torsten