Sonntag, 4. Dezember 2005

FAZ-Comic Klassiker #7: Batman


Dieser dem dunklen Ritter Gothams gewidmeten Band würde ich als den bisher kontrastreichsten der Reihe bezeichnen wollen. Okay, auch bei Superman bekam der Leser Einblick in Golden-Age-, Silver-Age- und den modernen Superman, allerdings behaupte ich mal frech, daß die Änderungen in der Figur des Stählernen an sich über die Jahre nicht so derbe waren, wie die des Batmans. Aber der Reihe nach.

Nach einem IMO sehr lesenswerten Vorwort bietet sich uns ein ähnliches Bild wie im Superman-Band: In "Der Bat-Man - Der Fall des chemie-Syndikats" (Detective Comics #27, 1939) erleben wir Batmans ersten Auftritt in bester Golden Age Manier. Man beachte, wie brutal der dunkle Rächer vorgeht, indem er einen der Verbrecher eiskalt in tödliche Säure stürzen lässt - etwas, was der heutge Batman nie verwinden könnte. In der nächsten Geschichte (aus Detective Comics #33) lernen wir auch seine allseits bekannte und oft nacherzählte Herkunftsgeschichte kennen und daraufhin seinen größten Widersacher, den Joker, und seinen getreuen Sidekick Robin I (der mittlweile seinem Mentor entwachsen und als "Nightwing" sowohl solo als auch im Team als Anführer der aktuellen Inkarnation der "Outsiders" zusammen mit anderen ehemaligen Sidekicks und "Teen Titans"-Kameraden unterwegs ist. Netterweise ist der aktuelle Robin III auch Mitglied der aktuellen Teen Titans... ich liebe das verzahnte DC-Universum :)).

Und schon landen wir wieder im tiefsten Silver Age mit einer dreiteiligen Geschichte aus dem Jahre 1963, die dämlicher nicht sein könnte. Wer die Silver-Age-Story um Supermans "Tod" schon doof fand, wird hier sterben vor Lachen. Ich will auch gar nicht weiter auf den Inhalt eingehen, aber man sieht, wie populär zu dieser Zeit die TV-Serie mit Adam West als lustiger Batman war. Batman als um Robin besorgter Hampelmann im Weltraum... eieiei, bin ich froh, daß man bald wieder zum düsteren Rächer zurückkehrte.

Nachdem man sich die Lachtränen des Golden- und Silver-Ages weggewischt hat, kriegt man erstmalig in diesem Band einen Batman zu sehen, der eher der planende Detetktiv, denn der knallharte Killer des Golden Age (obwohl natürlich auch dort der Detektiv-Aspekt beleuchtet wurde) oder die hüpfende Witzfigur des Silver Age ist. In dem 3-Teiler lernen wir wichtige Figuren aus Batmans Umfeld kennen: Matches Malone, eine bis heute wichtige Tarnidentität Batmans, Ra's Al Ghul, den mörderischen Despoten und seine Tochter und Bats' Love-Interest Talia. Ich muss zugeben, Ra's nie so sonderlich interessant gefunden zu haben, insofern hat mich diese Geschichte nicht ganz so vom Riemen gerissen, natürlich trotzdem noch ein Riesenfortschritt zu "Oh nein Robin, ohne Dich will ich nicht leben!"-Batman im vorherigen Kapitel. Die letzten beiden Teile der Geschichte zeichnete außerdem Neal Adams, der zusammen mit Autor Dennis O'Neill nicht nur Batman wieder zurück auf den "dunklen Pfad" (und somit weit weg vom lustigen Bats) brachte, sondern mit dem selben Partner auch für den umstrittenen Green Lantern / Green Arrow Run "Hard Travelling Heroes" verantwortlich war, in dem sozialkritische Themen wie Rassismus, Korruption und Ausbeutung der Arbeiter im Mittelpunkt standen. Übrigens ein Werk, das es immer noch nicht in meine Sammlung geschafft hat, obwohl es erst voriges Jahr in zwei schicken TradePaperbacks von DC wiederaufgelegt wurde. (Weihnachtszaunpfahl! *ggg*)

Es folgt ein zweiseitiger Prolog zur Hush-Storyline, die von Zeichnergott Jim Lee gezeichnet wurde und mein spätes Interesse an Batman 2003 weckte. Falls es jemand lesen will: "Batman: Die neuen Abenteuer" #1-6, die alle 12 US-Hefte enthalten, habsch hier rumliegen, echt gute Story.

Eine WG-Mitbewohnerin liess ich ein paar Seiten der folgenden Geschichte lesen, nachdem sie sich über Silver-Age-Batman kaputtgelacht hatte. Ihr Lachen erstarb zeitgleich mit Barbaras Fähigkeit, zu Laufen. "The Killing Joke" ist ein gnadenlos fesselnde Geschichte über den Ursprung und Irrsinns des Jokers und zählt zurecht zu den absoluten Highlights in Batmans Comic-Geschichte. Im wahrsten Sinne des Wortes eine "Wahnsinns"-Story, unbedingt lesenswert. Ex Batgirl Barbara Gordon (die Tochter von Commisoner Gordon) sitzt noch heute im Rollstuhl und ist als Informations-Brokerin "Oracle" eine wichtige Unterstützungsheldin für alle Helden des DC-Universums und bildet mit Black Canary und Huntress DCs Girl-Goup "Birds of Prey". Jokers Karrierebeginn als "Red Hood" ist aktueller denn je, in den aktuellen (deutschen) Ausgaben treibt ein neuer Red Hood sein Unwesen in Gotham City und ich fluche heute noch, daß ich Depp wieder über einen Spoiler gestolpert bin und schon weiß, welche Überraschung sich unter der Maske verbirgt. Wenn ich mal richtig Geld verdiene, werde ich komplett auf US umsteigen, dann passiert mir sowas nicht mehr...

Die letzte Geschichte nimmt ein Drittel des Bandes ein und ist nicht minder hervorragend. "Batman Year One" erzählt Bruce Waynes Anfänge als Batman und diente als Inspiration für den aktuellen Film "Batman Begins". Autor ist Frank Miller, der nicht nur Sin City Fans ein Begriff sein sollte, sondern auch Marvels Daredevil neu definierte. Er zeigt Gotham als das korrupte Drecksloch, das es ist; wir begleiten nicht nur einen zu allem bereiten Batman auf seinem Weg, sondern auch den einzigen "guten" Cop Jim Gordon und Hure Selina Kyle...

Am Ende bekommen wir noch ein kleines Schwarz-Weiss-Schmankerl präsentiert, war wohl noch bissl Platz im Band. :)

Gerne hätte ich "Death in the Family" in diesem Band gesehen, die Geschichte, in der Jason "Robin II" Todd nach Leserwahl sterben musste oder eine Ausgabe der aktuellen "Superman & Batman" - Serie, in der der Kontrast zwischen Strahlemann Superman und Einzelgänger Batman portraitiert wird. Gibt ja immer diese netten Vergleiche: Was ist die Maske, was die wahre Identität? Bei Superman heisst es, Clark Kent ist das Ich, Superman die Maske, bei Batman andersrum... ich schweife ab. Aber hey, es geht immerhin um Batman, außerdem hätte DitF nicht reingepasst und von Supes/Bats gibts auch fast nur Mehrteiler.

Bislang mein persönliches Glanzstück der Reihe und das nur wegen Killing Joke und Year One. Lasst Euch nicht von Witzfigur-Batman im Weltraum abschrecken. Fangt von mir aus direkt mit Killing Joke an. Aber lest! :)

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