Mittwoch, 1. November 2006

Klarheit bei der Deutschen Bahn

Und wieder etwas Bahn-Bashing, muss einfach mal wieder sein. Ist auch mehr vom Schlage eines Betriebshaltes denn von richtigem Ärger.

Berlin Alexanderplatz, heute gegen 9:00 Uhr. Der ahnungslose Batch hat sich eben sein Ticket gekauft und schlendert schonmal zum Bahnsteig, in 15 Minuten soll der Zug nach Chemnitz abfahren. Die Ahnungslosigkeit weicht beim Betreten sofortiger Gewissheit: Da stimmt doch was nicht. Viel zu viele Leute, die können ja unmöglich alle nach Chemnitz wollen. Also nix gegen Chemnitz, aber soviele Leute wie da standen... egal. Jedenfalls wird der Grund der Überbevölkerung der Bahnsteige schnell klar: Es kommen keine Züge. Und es fahren auch keine ab. Die Anzeige berichtet stolz, daß der Zug von Magdeburg nach Eisenhüttenstadt, der 8:53 fahren sollte, 20 Minuten Verspätung hat. Der von Eisenhüttenstadt nach Magedburg am Nachbargleis übrigens auch. Okay, mir ja egal, Hauptsache det Teil nach Chemnitz kommt halbwegs pünktlich. Wer findet den Punkt, an dem ich naiv bin? ;)

Erstes Glanzlicht des Tages ist dann die Informationsdichte, mit der ich und alle anderen am Bahnsteig zugeballert werden. Im Sekundentakt (ehrlich, ungelogen!) erzählt die höchst sympathische Bandstimme (getoppt nur noch von der B5-Computerstimme.... "commencing *schnarch*") immer und immer wieder, welcher Zug auf welchem Gleis wieviele Minuten Verspätung haben wird. Bei schätzungsweise einem Dutzend betroffenen Zügen ist der Lautsprecher maximal 10 Sekunden am Stück ruhig. Zumal auch noch "richtige" Durchsagen seitens des Personals durchgegeben werden, die exakt dasselbe berichten, das uns eben die Bandstimme flötete. Overkill. Gelis Mailwechsel über (u. a.) die Bahnsche Informationspolitik scheint übel Eindruck gemacht zu haben.... Jedenfalls fährt der Zug nach Chemnitz dann auch mit nur knapp 10 Minuten Verspätung ein.

Ich setze mich in ein ungeheiztes Abteil (klar, hat ja immerhin 10 °C draußen, da muss man ja nicht heizen - natürlich stelle ich nach 3 Stunden beim Aussteigen in Chemnitz fest, daß dies wohl das einzige unebeheizte Abteil des ganzen Wagens war, klasse...), träume etwas vor mich hin, schaffe wieder zwei Kapitel der unendlichen Geschichte (die IST aber auch lang, die hört ja gar nicht auf ;) ) und erfahre auf halber Strecke die Erleuchtung per Durchsage im DB-Style: "[blublaberschwall] ... unsere aktuelle Verspätung beträgt 10 Minuten. Grund hierfür waren Verzögerungen im Betriebsablauf. Wir bitten um Verständnis."

Geil. Genau dieselbe Begründung hatte ich auf der letzten Fahrt auch. Und damals wie heute denke ich mir: "Hm. Oooooooookay. Wir haben also Verspätung, weil wir... Verspätung haben. Danke, liebe Deutsche Bahn, nun ist mir alles klar." Mal ehrlich, ich finde es ja nahezu niedlich, daß man dem Kunden darlegen will, wieso irgendwas schiefging. Irgendwie fühl ich mich bei solchen Pseudo-Informationen aber ein bissl... verarscht. Genauso wie ich mich verarscht fühle, daß die einzige verdammte direkte Verbindung zwischen Berlin und Chemnitz mit dem neuen Fahrplan verschwinden wird und ich somit demnächst für weniger Komfort durch Umsteigen und längere Fahrzeit mehr Geld bezahlen darf. Aber das ist eine andere Geschichte....

Keine Kommentare: