Eigentlich trau ich mich gar nicht, dieses Meisterwerk der Comic-Geschichte aus der Feder von Altmeister Alan Moore hier vorzustellen. Weil ich defintiv etwas vergesse. Oder irgendwas falsch verstanden habe. Oder man "Watchmen" einfach selber lesen muß. Deswegen ist das hier nur ein Versuch. Um Gottes Willen keine Rezension, eine Kritik oder gar Analyse. Mehr so eine Art Lesetip.
The Comedian. Rorschach. Nite Owl. Doctor Manhattan. The Silk Spectre. Ozymandias. Superhelden zweiter Generation in einer Parallelwelt, in der in den 40er und 50er Jahren erstmalig maskierte Vigilanten auftauchten. Der Vietnamkrieg wurde duch den Einsatz von Superhelden gewonnen. Nixon ist zum dritten Mal wiedergewählt worden. Trotzdem haben Vigilanten keinen guten Stand: Ihre Aktivitäten wurden mit dem Keene Act verboten und so sind die meisten außer Dienst. Ausnahmen bestätigen die Regel: So arbeitet Doctor Manhatten, das mächtigste Wesen der Erde, das nicht nur die absolute Kontrolle über Energie und Materie hat, sondern für den jeder Zeitpunkt gleichzeitig existiert, für die amerikanische Regierung und ist somit das Zünglein an der Waage des Kalten Krieges mit der Sowjetunion.
Als der Comedian ermordet wird, beginnt der psychisch labile Rorschach Nachforschungen anzustellen und kommt einem Komplott auf die Spur, das die Superheldengemeinschaft erneut zum Teamwork zwingt.
Nicht zu unrecht wird Watchmen als Meilenstein im Genre der Superhelden-Comics bezeichnet. Moore schafft es meisterlich, eine Welt zu konstruieren, in der Superhelden auf realistische Art und Weise eingebunden sind und deren Bild verändern. Dabei mutiert es zeitweise fast zur Studie des Genres selbst. Die Frage der Motivation und Legitimität von Vigilanten wird diskutiert, ebenso Vorstellungen von deren Moral und Lebensweise. Die Charaktere entwischen schnell ihren anfänglichen Klischees, die Origin jedes einzelnen wird im Verlauf der Geschichte an passender Stelle eingeflochten. Wobei wir auch schon bei meinem persönlich meisterhaftesten Aspekt des Werkes angelangt sind: Der Erzählstruktur.
Obwohl der Leser direkt mit dem Tod des Comedian in die Geschichte hineingeworfen wird, erfährt er alle relevanten Hintergründe durch meisterlich platzierte Rückblenden quer durch das ganze Werk. Zusätzlich finden sich am Ende eines jeden der zwölf Kapitel fiktionale Dokumente des Watchmen-Universums, etwa Auszüge aus der Autobiographie des ersten Nite Owl, Zeitungsauschnitte oder Briefwechsel. Desweiteren erfährt das Werk eine Parallele in Form eines Piraten-Comics - die in diesem Universum die Stelle von Superhelden-Comics einnehmen - "Tales of the Black Freighter", den ein Junge am Kiosk liest und in die Geschichte eingefügt wird.
Und das ist noch nicht alles. Moore und Gibbons reizen die Mittel des Mediums meisterhaft aus, viele Panelübergänge kann man nur noch als genial bezeichnen (jaja, ich krieg mich gleich wieder ein). Siehe die Scans oben rechts und hier links. Letzterer ist besonders genial (okay, ich hab gelogen, ich krieg mich NICHT ein), hier werden mehrere Handlungsstränge durch dasselbe Motiv des Gesichtes miteinander verwoben.
Gerne verweise ich auch auf die drei Panels rechts unten, deren Aufbau J.M. Straczynski selbst in seiner Newsarama-Kolumne in den Himmel gelobt hat. Der Erzählfluß ist einfach.... ja ich wiederhole mich... meisterhaft genial (Und nu hab ich mich wieder).
Man könnte jetzt noch viel mehr schreiben (zum Beispiel über die unglaubliche Detailarbeit Gibbons', die vielen Andeutungen und Hinweise, die man beim zweiten Lesen entdeckt), aber ich lass es lieber. Lest mal selber. Hab das englische Trade hier, falls es jemand ausleihen möchte...
"Who watches the Watchmen?"
1 Kommentar:
Ich versuche seit ewigen Zeiten das Buch in meinem Bekanntenkreis anzupreisen - entweder besteht kein Interesse (Englisch? Bäh), sie haben es mal gelesen fanden es aber nicht so gut (ich weiß, ich weiß - ich schäme mich auch für solche Bekanntschaften) oder sie haben irgendwann aufgegeben.
Für mich ist es eines der wichtigsten Comicwerke der Moderne und kann nicht genug in den Himmel gelobt werden.
Interessant ist es auch aus dem Gesichtspunkt, wie die britische Comicszene in den 80ern den amerikanischen Comicmarkt auf den Kopf gestellt hat und sicherlich einen nicht unerheblichen Teil für dessen Überleben getan hat.
Interessanterweise begann das meiste bei DC, schade dass sie daraus nicht mehr machen konnten und Marvel heute weiterhin den Direct Market dominiert.
So genug gespamt, schöner Blog - Gruß Torsten
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